Deutsche trinken weniger, aber teureren Bordeaux
so titelte die FAZ vom Samstag den 30. März 2013.
Ich kann mich an Zeiten erinnern, da verkauften wir an die Lebensmittelhändler in Deutschland eine große Menge Wein aus dem Bordeaux. Da das damals der Inbegriff für französische Weine war. Der angebotene Wein war meist ein einfacher, ansprechender „Tageswein“ mit klingenden Namen, welches den Deutschen suggerieren sollten, was für ein tolles Chateau er da gerade genießt. Namensähnlichkeiten zu berühmten Chateauxs waren nicht unerwünscht, wenn man damit seinen einfachen Cote de Blaye besser verkaufen konnte.
Die Zeiten ändern sich, so wurden im Jahr 2012 laut der Presse 255.000 Hektoliter Bordeauxwein im Wert von 144 Mio Euro von Deutschland importiert. Brechen wir das einmal auf Flaschen herunter, so sind das 25.500.000 Liter und 34 Millionen Flaschen á 0,75 Liter. Bei 144 Mio Euro netto Importwert ist das ein Durchschnittswert von 4,24 Euro pro Flasche. Liest man dann aufmerksam weiter, so erfährt man, dass wir 19% mehr für den Wein aus dem Bordeaux ausgegeben haben als 2011! Das heisst, wir hatten einen Durchschnittspreis netto von 3,56 Euro pro Flasche vor einem Jahr.
Wir von Cru.de – Weine für Freunde meinen:
„Als Händler muss ich leider sagen, dass die franz. Cru’s in den letzten Jahren nicht nur durch die asiatischen und chinesisch Käufer dafür gesorgt haben, dass wir Deutsche zwar teuerere Weine aus Bordeaux bezogen haben, aber nicht eben qualitativ hochwertigere Weine.“
Bordeaux versucht mit neuen Strategien z.B. die Premières Côtes de Bordeaux zu pushen, welches früher Weinbaugebiete rund um Bordeaux waren, die nicht im Rampenlicht standen. Eine weitere Strategie ist es mehr Weissweine aus dem Bordelais bei uns zu platzieren, was 2012 dazu führte, dass die Exporte nach Deutschland um 15% gestiegen sind.
Warum ist dies für Frankreich so wichtig? Der Export von Spirituosen und Weinen steht an zweiter Stelle und nur noch von Luft- und Raumfahrtprodukten übertroffen. Bordeaux hat am Weinexport mit 56% den größten Anteil.
Wenn man das Jahr 2012 ansieht und die Witterungsbedingungen genau analysiert, weiss man, dass die Ernten und die Qualitäten nicht die Besten waren. So wird im Bordeaux das passieren, was immer passiert; man wird die Preise erhöhen.
Die Topweingüter haben damit keine Probleme, da Sie ihre Weine nicht verkaufen sondern verteilen, aber die große Masse wird sich anstrengen müssen gegen all die anderen Regionen in Frankreich und in Europa bestehen zu können. Wir beobachten heute schon eine dauerhafte Abwanderung unserer Cru.de Kunden nach Spanien oder Italien, da man ansprechende Qualitäten zu attraktiven Preisen angeboten bekommt. Wenn man die Kellertechnik in diesen Ländern sieht, dann weiss man, dass hier Qualität angeboten wird.
Ihr Cru-Weinfreund
Michael Landrock